Esso-Häuser ist eine kollaborative Bachelorarbeit und entstand im Rahmen der Lehrtätigkeit an der HCU Hamburg im Fachgebiet Konzeptionelles Entwerfen und Gebäudelehre

Dank geht an den Fachbereich Architektur der HafenCity Universität Hamburg und den Förderverein ‚waterfront e.V.‘ der HafenCity Universität Hamburg

Prof. Klaus Sill

Prof. Dr. Michael Koch

Dipl.-Ing. M.Sc. Volker Katthagen

Der Abbruch der Esso-Häuser an der Hamburger Reeperbahn im Frühjahr 2014 und die anschließende bauliche Entwicklung des Grundstücks am Spielbudenplatz waren Gegenstand leidenschaftlicher öffentlicher Auseinandersetzungen zwischen Nachbarn auf St. Pauli, engagierten Bevölkerungsgruppen, Fachleuten, Bezirk, Stadt und den Grundstückseigentümern.

Im Herbst 2014 hatten sich die massgeblichen Akteure schlussendlich auf ein Verfahren einigen können, in dem die „Planbude“ für die Erarbeitung der Ausschreibung als Mittler zwischen Bezirk und Grundeigentümerschaft eine Rolle spielen konnte. Die Planbude sollte Forderungen aus dem Stadtteil in die Ausschreibung einbringen: Dies geschah mit dem in einem aufwendigen Prozess erarbeiteten St. Pauli Code.

Der 2015 ausgeschriebene und entschiedene städtebauliche Wettbewerb ist die Grundlage der weiteren durch einen hochbaulichen Wettbewerb vorbereiteten Entwicklung. Die Jury war sich einig, dass das mit dem ersten Preis ausgezeichnete Team NL und BeL Architekten sämtliche Erwartungen an die städtebauliche Entwicklung einschliesslich die Berücksichtigung des St. Pauli Codes am besten erfüllt hat.

Unmittelbar nach Juryentscheid fand sich eine Gruppe Architekturstudierender der HafenCity Universität Hamburg zusammen, die diese Entscheidung im Rahmen einer kollaborativen Bachelorarbeit in städtebaulicher und architektonischer Hinsicht überprüfen wollte.

Dazu rollten die Studierenden die Vorgeschichte auf und rekapitulierten, kommentierten und differenzierten den St. Pauli Code. Zusätzlich suchten sie städtebauliche Kriterien für die Entwicklung am Spielbudenplatz aus der Analyse charakteristischer Blöcke in der Nachbarschaft zu gewinnen. Letztlich rundete eine Analyse des Masterplans der Siegerteams die gemeinsame Grundlagenarbeit ab.

Daraufhin erfolgte die Diskussion der einzelnen Baufelder im Block und die Aufteilung der Studierenden zur Erarbeitung einzelner Entwürfen. Diese sollten konzeptionelle hochbauliche Spielräume, also die Robustheit der städtebaulichen Idee ausloten und dabei auch den

Prozess der gegenseitigen Abstimmung der einzelnen Vorhaben simulieren. Ein wesentlicher, die Gruppe leitender Gedanke war, dass der Masterplan von den Erkenntnissen der architektonischen Durcharbeitung aufΩden einzelnen Baufeldern lernen müsste.

Dies bedeutete, dass die Studierenden während ihrer Arbeit an den Entwürfen stetig architektonische und städtebauliche Prämissen des Masterplans hinterfragten und daraufhin neue Festlegungen aushandelten. Damit haben sie einen innovativen Prozess simuliert, der das Verhältnis von Masterplan und dem daraus abzuleitenden Bebauungsplan und der architektonischen Entwicklung auf einzelnen Baufeldern neu auszuloten versucht.

Außerdem wurde versucht einen grundsätzlichen sowie praxisbezogenen Beitrag zu leisten. Grundsätzlich, weil der konkrete Fall stellvertretend für andere komplexe Quartiersentwicklungen steht, die nach einem innovativen Zusammenspiel von Planung, Städtebau und Architektur verlangen. Und praxisbezogen, weil die Gruppe einen Prozess simuliert hat, der den Akteueren vergleichsweise bei der weiteren Entwicklung des Areals am Spielbudenplatz bevorsteht.

Selbstverständlich handelt es sich um eine studentische Arbeit im Rahmen ihrer Hochschulausbildung, die sich von bestimmten Randbedingungen freimachen konnte und musste. Gerade deshalb verdient dieses kollaborative Experiment der Studierenden besondere Beachtung.

Eine Bachelorarbeit hat eine kompetitive Dimension. Es geht um den individuellen Leistungsbeweis. Die Gruppe hat darauf vertraut diesen auch kollektiv erbringen

zu können und hat damit ein Reifezeugnis besonderer Art vorgelegt. Sie hat ausser ihrer fachlichen Expertise die Fähigkeit gezeigt, den Prozess der Zusammenarbeit – in der Großgruppe und in Kleingruppen erfolgreich zu organisieren und damit sehr relevante urbanistische Problemlösungskompetenz bewiesen.

Wir als betreuenden Professoren der HCU haben die Gruppe ermuntert, die Erkenntnisse und Materialien ihrer Arbeit zu der vorliegenden Publikation zusammenzutragen, da dieses Engagement Sichtbarkeit verdient und die Ergebnisse vielleicht auch für alle Beteiligte des Entwicklungsprozesses nützlich sein könnten.